Landung verpasst, mein Leben auf dem LSD-Trip

„Mein Religionslehrer hat immer gesagt, die Wolken sind der sichtbare Teil des Himmels. Für uns war der Himmel die Seele, und die Wolken waren unsere Visionen. Nur wenn zu viele Wolken aufziehen, siehst du den Himmel nicht mehr…“
Zitat aus dem Film „Das weiße Rauschen“

Ein kurzer Überblick:
Ich werde nicht allzu ausführlich meine Drogenkarriere erzählen, um mich dann dem eigentlichen Thema zuzuwenden, die Zeit am Ende meiner Konsumphase, als ich auf einem Trip hängengeblieben bin. Ich habe dazu auch kurze Ausschnitte aus Berichten von zwei Kliniken in denen ich war zugefügt, wo Ärzte und Psychologen ihre Meinung zu dem Thema äußern. Ich will mich mit diesem Bericht keinesfalls irgendwie in Szene setzen, ich hatte Lust mal alles aufzuschreiben, hab lange hier dran geschrieben. Außerdem dachte ich der Bericht könnte für User interessant sein, weiler einfach mal ein Beispiel zeigt, was so alles passieren kann und welches Risiko man eingeht, wenn man sich für den psychedelischen Weg entscheidet.

Drogenkarriere:
Ich habe bis zum Anfang meiner Jugendzeit eine relativ unbeschwerte Kindheit gehabt und bin in gutem Elternhaus aufgewachsen. Als die Schule jedoch immer anspruchsvoller wurde, kam der Wechsel vom Gymnasium auf die Realschule, gleichzeitig ließen sich meine Eltern scheiden. Ich war 15 Jahre alt als ich den ersten Kontakt mit illegalen Drogen hatte.
Auf einem Schulausflug packte ein Freund einen Brocken Haschisch aus und wir rauchten einen Joint, der jedoch bei mir keinerlei Wirkung zeigte. Aber das Interesse war geweckt und so folgten bald erneute THC-Erlebnisse die mir sehr gefielen, da ich an dem Alkoholrausch nie Freude finden konnte. Die folgenden zwei Jahre liefen ziemlich unspektakulär ab, ich schaffte meine Mittlere Reife gerade so, kiffte oft am Wochenende aber konnte mich ganz gut behaupten, eigentlich lief alles zufriedenstellend.. Nach meinem Schulabschluss entschied ich mich dazu, Zivildienst abzuleisten, ich wollte einfach mal raus aus dem Dorf, in dem ich wohnte und wie der Zufall es wollte, landete ich in einer der kriminellsten Städte Deutschlands, in Kehl am Rhein direkt bei Straßburg. Dort lernte ich schnell viele Leute kennen und begann jeden Tag zu kiffen, stieg dann in die Techno Partyszene mit ein und machte meine ersten XTC Erfahrungen.

Während der Woche leistete ich also meinen Zivildienst ab und am Wochenende fuhr ich meist in das Dorf in dem Ich vorher lebte, wo ich einen großen Freundeskreis hatte.. In Kehl gab es Haschisch im Überfluß, und so pendelte ich immer hin und her. Ich hatte gute Kontakte und großen Spaß an dem Drogenleben, alles umfasste so eine zauberhafte Magie, Langeweile, das Wort kannte ich nicht mehr.. Sessions bei Freunden, Goa Partys, oder einfach nur bei schönem Wetter in der Natur kiffen, der Spaß war unser ständiger Begleiter. Es schien als würden alle gescheiten Menschen kiffen. Die anderen Menschen, die wir nur „Bauern“ nannten, wie armselig sie doch waren, immer nur Alkohol trinken, immer nur diese eine dumpfe Droge, ja wir hatten schon fast Mitleid mit Ihnen. Wenn sie nur mal eine unserer Sessions miterleben würden… Einmal diese Magie spüren.. Mein erklärtes Ziel war es, alle Menschen zu den Drogen zu bringen, mein Motto war: Wer Alkohol trinkt löst darin seine Sorgen auf, wer Drogen nimmt geht auf eine Abenteuerreise… Ich will Drogen mit diesen Sätzen nicht verherrlichen, ich will nur meine damaligen Gefühle wiedergeben..

Ich rauchte nun täglich Haschisch, oft schon morgens vor dem Arbeiten. Am Wochenende war ich auf Partys unterwegs, auf chemischen Drogen von Freitag bis Sonntag, das war damals normal. Einstieg in die Goa Szene. Im Bekanntenkreis war ich beliebt und immer einer, der vorwärts gedacht und gehandelt hat. Ich war auf Wolke sieben, genauso war mein Leben perfekt. Eigentlich war alles eine einzige Party. Ich war sowas von begeistert von diesem Lebensstil. Drogen, das war unser Lifestyle, unsere Lebenseinstellung. Ein Bekannter von mir hatte damals ein eigenes Haus und das war für uns alle wie ein Zuhause und ein legendärer Ort an dem wir unzählige Sessions feierten, lachten und uns einfach des Lebens freuten.

Das alles ging ca 1 Jahr lang, in dieser Zeit machte ich auch meine erste Psilocybin Erfahrung. Das Hinzukommen von Pilzen veränderte alles, wir haben ca. ein halbes Jahr lang jedes Wochenende auf Pilzen getrippt. Nach dieser Zeit waren wir alle psychisch sehr verschoben, auf der anderen Seite haben wir auch unglaubliche Erlebnisse gehabt.. Nachts um 3 Uhr sind wir im Wald rumgelaufen, haben Ritterburgen besucht und wenn man dann so in der Dunkelheit in eine Schlucht im Wald schaut, der Mond am Himmel scheint, dann bekommt man da ganz tiefe emotionale Einblicke in größere Dimensionen, die nicht jeder nachvollziehen kann. Ich hatte in Kehl eine Ausbildung begonnen, wo ich allerdings immer größere Probleme bekam.

Ich rauchte schon vor Arbeitsbeginn Haschisch und ging teilweise auch auf Mdma, Kokain oder sogar Pilzen zur Arbeit. Eine Weile lang hat das funktioniert, man war auch zufrieden mit mir.
Nach einem Arbeitsplatzwechsel bei dem gleichen Arbeitgeber aber in einer anderen Abteilung, nahm alles immer mehr Überhand und ich wurde auffällig, hatte dann viele Gespräche mit meinem Chef und wegen Fehlzeiten 2 Abmahnungen. Ich war mehrmals kurz davor, meinem Chef einfach zu sagen, er solle doch alles nicht so ernst nehmen, es ist doch eh alles nur ein chemischer Prozess. Schließlich wollte ich meine Ausbildung hinschmeissen, ich war 20 Jahre alt, Abhängig von Thc, Amphetaminen, Kokain und konsumierte noch viele andere Drogen, typischer Fall von Polytoxikomanie. Vergessen waren die unbeschwerten Zeiten von denen ich gerade eben noch berichtet habe. Es war Winter 2004. es ging allen aus unserer Clique nicht besonders gut, der Spaß am Konsum ist allen mehr oder weniger vergangen, aber das bedeutet eben genau nicht, dass nun alle aufhörten und vernünftig wurden. Die Drogen
hatten uns fest im Griff, das wurde mir aber erst später bewusst. Mein Arbeitgeber drängte mich, eine Therapie zu beginnen und so kam es, dass ich mich in der Suchtberatunggstelle vorstellte. Ich willigte ein, eine Therapie zu machen. Mindestens 80 % werden trotzdem rückfällig sagte mir der Pädagoge, aber es liege an mir ob ich zu den 80% oder zu den 20 % gehöre. Die 3 Monate Wartezeit verbrachte ich in dem Dorf wo unsere Clique war. Ich konsumierte noch weiter, jedoch hauptsächlich THC, ich stabilisierte mich psychisch etwas. Ca. 2 Wochen vor Therpieantritt war ich auf einer Goa Party, wo ich zusammen mit zwei Kumpels zwei Trips kaufte, um diese an einem einsamen Ort im Wald zu konsumieren. Das war für mich als Abschied aus der Drogenszene gedacht, ein Trip zum Abschied, das erschien mir würdig…

Genau auf diesem Trip bin ich nun seit 10 Jahren. Der Trip verlief zunächst eigentlich relativ normal, ich nahm zunächst einen halben, habe dann später nochmal einen viertel Trip nachgeschmissen. Ich habe viel gelacht, wurde aber nach einigen Stunden auch sehr nachdenklich und zweifelte etwas an meinem Lebensentwurf. Als ich dann irgendwann morgens nachhause gekommen bin und mich schlafen legen wollte, hatte ich krasse Halluzinationen und verbrachte einige Stunden in einem LSD-Halbschlaf, war komisch, aber solche Erlebnisse kennt denke ich jeder, der öfter getrippt hat… Ich lag im Bett, versuchte zu schlafen, aber die Sonne schien schon draußen und die Sonnenstrahlen haben an meine Zimmerdecke komische Muster geworfen, ich war noch voll auf dem Lsd-Trip und dachte nur, dieses eine mal muss ich es noch durchhalten, dann wollte ich ja eh ganz aufhören. Ich stand dann noch total verstrahlt vor dem Spiegel im Bad und war irgendwie einfach traurig und auch entsetzt über mein Spiegelbild.

Dann bin ich nochmal kurz fast runtergekommen, am nächsten Tag fühlte ich mich gut, war zwar ziemlich verpeilt und ein immer stärker werdendes Glücksgefühl kam auf. Es war Juni 2005 als ich dann meine Therapie in Frankfurt begann. (zwei Wochen nach dem Lsd Erlebnis). Ich fühlte mich irgendwie seltsam, hatte leichte Panikattacken, startete aber ganz gut in die Therapie. Es waren echt nette Leute dort und es war insgesamt eine sehr schöne Zeit.

Kann wirklich jedem der ernsthaft aufhören will, eine Therapie empfehlen. Nach einer Woche Therapie wurde dieses Glücksgefühl, das ich seit dem Trip hatte immer stärker und stärker. Ich war wahnsinnig aktiv, schlief kaum noch. Der Trip kam mit aller Gewalt zurück, was ich jedoch erst später rausgefunden habe. In diesem akuten Moment wusste ich nicht was los war. aber es ging mir gut, viel zu gut… Ich schlief so gut wie gar nicht mehr, war aber trotzdem den ganzen Tag aktiv, habe von morgens bis abends geredet, mir Gedanken über meine Mitpatienten gemacht und mich sogar den Psychologen dort überlegen gefühlt. Ich dachte, dass alle Patienten nur aus dem Grund hier waren, um mich im Gerspräch mit Ihnen zum Superheiler auszubilden.

Den größten Spaß brachte mir die Gruppentherapie, was auch in dem Therapiebericht gewürdigt wurde, die Psychologin schrieb: „In der Bezugsgruppe schien Herr M. von Beginn an interessiert und engagiert beteiligt, wobei er auffiel durch besonders konstruktive und reflektierte Rückmeldungen an andere“. Ich hatte so dermaßen viel Dopamin im Kopf, ich hatte nie zuvor, egal von welcher Droge, solch einen genialen Rauschzustand gehabt. Das steigerte sich immer weiter, bis ich anfing den Realitätsbezug völlig zu verlieren. Ich hielt mich für einen Superheiler. Ich dachte, dass die gesamten Mitarbeiter der Klinik auf Kokain waren, und dass ich durch meine aktive Beteiligung und meine „besonderen Fähigkeiten“ bald in deren Kreis aufgenommen werde und dort eine Stelle als Psychologe bekomme, gutes Geld verdiene und mit Hilfe von Kokain gemeinsam mit den Mitarbeitern die Klinik leiten werde. Außerdem dachte ich, dass bald die BILD Zeitung über mich berichten würde. Eine Mitpatientin hielt ich für meine zukünftige Ehefrau. Später dann hielt ich mich für Jesus und am Ende für Gott persönlich.

Dieser Zustand war wirklich im wahrsten Sinne für mich das Göttlichste was man sich vorstellen kann. Dass ich mich für Gott oder Jesus hielt habe ich damals den Ärzten nicht mitgeteilt, da diese krasse Ansicht nur einen Tag anhielt. Trotzdem wurde ich dann ziemlich mit Medikamenten abgeschossen, da ich Angst vor einem epileptischen Anfall äußerte. Ich bekam damals Tegretal Saft glaube ich. Der Arzt merkte schnell dass irgendetwas mit mir nicht stimmt und verordnete mir ein Neuroleptikum. Ich erzählte dem Arzt auch, dass ich mich fühle, als hätte ich ein ganzes Kilo Kokain in mir, so fühlte ich mich tatsächlich auch. Was das alles genau für ein Zustand war, weiß keiner so genau, manche tippten auf eine Manie mit psychotischen Zügen, andere meinten schon eher, dass es eine richtige Psychose war. Meiner Meinung nach war es der Trip der mit voller Kraft zurück kam! Hier einige Auschnitte aus dem Therapiebericht: „Die Interaktion zum jungen stets freundlichen, jedoch eher passiv und meist wenig emotional berührt erscheinenden Patienten war insbesondere geprägt durch das Auftreten unerwarteter und bizarrer Geschehnisse im Behandlungsverlauf, die bis zuletzt auch für uns nicht klar einzuordnen waren.“

„Innerhalb von zwei Wochen schien sein Stimmungszustand nicht mehr nur subeuphorisch, sondern ins präpsychotische gehend. Innere Anspannung sowie einer Art Wahnstimmung mit Ich-Störungen (“ dass etwas vorgehe um ihn; er sich verändert fühle), bizarre Denkinhalte und ansatzweise Größenideen („dass sich nun alles füge, er Klarheit über alles habe, auch wisse was in anderen Mitpatienten vorgehe und er das gelungene Expermiment seiner Eltern darstelle“) Daraufhin erfolgte ein erstes psychiatrisches Konsil beim Leitenden Arzt und eine Medikation wurde verabreicht. Nachdem es bereits am Folgetag zu einer deutlichen Stabilisierung und Distanzierung des Patienten vom psychotischen Erleben kam, entstand unsererseits der Verdacht auf Substanzkonsum, obwohl sämtliche Screenings negativ waren..“ „Nach dem vom Patienten gewünschten Absetzen der bislang verabreichten Medikation kam es zur Stimmungsverschlechterung, wobei er panikartige Zustände beschrieb, insbesondere die Befürchtung „psychotisch“ zu werden.

Er schilderte ständig neue Befürchtungen: „auf Drogen hängengblieben zu sein; einen Hirnschaden zu haben; seine Hirnstrukturen durch LSD verätzt zu haben.“ Damit einhergehend beklagte er weitere Antriebs und Hoffnungslosigkeit bis hin zu Suizidgedanken. da “ eh alles zu spät sei; er nicht meh lebensfähig sei“. Interpersoneller Kontakt und Realitätsbezug waren jedoch stets gut herstellbar und er zeigte sich absprachefähig. Es folgte eine unglaublich schlimme depressive Phase, während der plötzlich viele Lsd ähnliche Symptome auftauchten.

In dieser Phase wurde mir bewusst dass dieser letzte Lsd Trip mich noch lange begleiten wird. Das war wirklich der schlimmste Zustand, den man sich vorstellen kann. Nach einigen Wochen klang die Depression ab und ich wurde auch mit Neuroleptika eingestellt. Mit Zyprexa 10 mg und Mirtazapin 30 mg. Die Lsd ähnlichen Symptome blieben jedoch da, zumindest die meisten. Die ganz schlimmen Halluzinationen, die ich im Ruhezustand hatte, klangen zum Glück schnell ab, was den Zustand erträglicher machte. Die Therapie schloss ich dann planmäßig ab. Bin aber seit dem nicht von dem Trip runtergekommen. Ich wohnte nun wieder bei meiner Mutter und versuchte so gut es geht klarzukommen. Ich hab mich auch schnell etwas erholt, ging wöchentlich zur Drogenberatung, aber an Runterkommen war nicht zu denken. Seitdem sind z.B. auch meine Pupillen immer unglaublich riesig, wodurch mich auf Partys immer alle Fragen was ich mir denn eingebaut habe..

Es folgte ein ziemlich ereignisloses Jahr, ich war clean, nahm Medikamente, konnte aber nicht arbeiten. Versuchte so gut es ging klarzukommen, was mit vielen unangenehmen Aufgaben verbunden war. Ich musste allen Verwandten und Freunden und eben allen Menschen, die ich kannte, erklärenwas nun mit mir los sei, obwohl ich selbst nichtmal ganz verstand, was eigentlich mit mir war. Ca 1,5 Jahre nach dem Ereignis entschied ich mich, zu versuchen wieder arbeiten zu gehen. Ich schrieb einige Bewerbungen in dem Ort in dem ich wohnte und bekam schnell eine 400 Euro Stelle angeboten in einer Metallfabrik.

Dort arbeitete ich ein Jahr. Ich war teilweise sehr überfordert und hat ständig Angst Fehler zu machen aber ich hielt durch und meine Vorgesetzten dort waren auch sehr nett zu mir und man muss auch sagen dass ich die Arbeit gut gemacht habe obwohl es schwer war, z.B eben auch die Kommunikation usw. stellt euch mal vor ihr geht auf nem Trip in eine Metallfabrik und müsst 4 Stunden dort irgendwie rumbekommen, möglichst unauffällig.

Ich war ganz langsam am Runterkommen, war psychisch stabil und setzte auch das Mirtazapin ab. Nach einem Arztwechsel kam ich zu einer Psychiaterin, bei der ich äußerte dass es mir gut gehe aber ich mich von dem Zyprexa sehr müde fühle. Daher wurde ich umgestellt auf 15 mg Abilify, das war der wohl größte Fehler den man sich vorstellen kann, wie sich nach 2 Wochen herausstellte. Zunächst war ich begeistert von diesem Medikament, war total fit und aktiv. Machte die Nächte durch, war wie drauf von dem Zeug. Nach 2 Wochen Einnahme schoss es den Trip, der in mir wirkte von der einen auf die andere Sekunde in schwindeleregende Höhen! Ich war auf einmal wieder sowas von drauf, aber nicht positiv. Angststörung, Soziale Phobie, allgemeines Drauf sein, Halluzinationen, Stimmen Denken (nicht hören).

Natürlich habe ich sofort dieses Medikament abgesetzt, die neuen Symptome, die das Abilify mit sich brachte blieben jedoch da und haben sich auch bis heute kaum zurückentwickelt. Ich musste meine Arbeitstelle aufgeben und war eigentlich nicht mehr gesellschaftsfähig. Konnte nicht mehr mit anderen Menschen an einem Tisch sitzen und essen, hab mich so gut wie gar nicht mehr aus dem Haus getraut, aus Angst Leute zu treffen, die ich kenne und mich vor diesen zu blamieren. Hinzu kamen Reizüberflutung und eine leichte Depression aufgrund meines verschlechterten Zustands, die Depression war jedoch nicht sehr stark. Es folgten 2 Klinikaufenthalte, Ärzte und Psychologen waren ratlos was meinen Zustand betrifft, meine Erklärungen wurden zwar aufgenommen, aber irgendwie kannte sich auch niemand so wirklich aus. Von HPPD hatte noch niemand was gehört.

„Formales Denken weitgehend geordnet, manchmal Gedankensprünge und konkretistischtes Denken. Befürchtung sich vor anderen Menschen zu blamieren, Fehler zu machen. Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen stark reduziert. Wahnhaftes Denken und Erleben wird vom Pat. verneint. Die sozialen Ängste des Pat. (Angst vor „Blamage“, vor Ablehnung und Zurückweisung) wirken jedoch übersteigert, haben bedrohliche Ausmaße („Ich traue mich gar nichts mehr“) V.a narzisstisch gefärbte Inhaltliche Denkstörungen („psychedelisches Denken über das Leben“). Stimmung etwas gedrückt, Affekt abgeflacht. Antrieb und Belastbarkeit deutlich vermindert, Reizüberflutung in komplexen Situationen. Psychomotorisch stark angespannt und unruhig, Zittern. „Nervositätszustände“, Angstattacken, Bewegungsstereotypien.

Der Patient distanziert sich glaubhaft von akuter Suizidalität. Extremer sozialer Rückzug, Isolation. Im Kontakt freundlich und kooperativ. Diagnostisch gehen wir am ehesten von dem Vorliegen einer undifferenzierten Schizophrenie mit formalen und Inhaltlichen Denkstörungen, optischen Halluzinationen, Anspannungs- und Angstzuständen aus.“
Dieser Bericht bis hierhin wurde 2011 von mir geschrieben. Heute, im April 2016 möchte ich Ihn aktualisieren und schreibe daher jetzt hier auf, wie es nun läuft.. Der eben geschilderte Ausschnitt war von einer Klinik im Jahre 2009 geschrieben. Damals hieß es in dem Bericht, „Der weitere Verlauf muss abgewartet werden“. Ich war nach dem Aufenthalt ca 2-3 Jahre richtig bettlägerig. Bin wirklich 23 Stunden am Tag nur im Bett gelegen, hab mir auch tagsüber viele Medikamente eingeworfen und lag nur da, hab immer versucht zu schlafen und dachte einfach, ich werde eh niemals wieder runterkommen.. Ich hatte damals auch Angst, in einen tiefen Traum zu fallen und gar nicht mehr richtig aufzuwachen. Es war für mich gar nicht denkbar, dass ich mir irgendwann wieder ein normales Leben aufbauen könnte. Erst 2012, also 3 Jahre später, hab ich es geschafft, wieder aus dem Bett zu kommen. Damals hab ich angefangen Kratom zu nehmen und irgendwie kam dann wieder ein Funken Motivation auf, doch noch irgendwie am Leben teilnehmen zu können. Ich hab dann selbstständig zwei Medikamente abgesetzt, irgendwie kam auch der Wunsch auf, wieder eine eigene Wohnung zu haben. Damals wohnte ich ja noch in einer WG für psychisch kranke Menschen von der Caritas. Zufällig kam dann die Chance, mit einem Freund in Stuttgart in eine WG zu ziehen. Ich musste mich wirklich anstrengen, das zu schaffen. Ich hatte ernsthaft Sorgen, nicht mehr in der Stadt rumlaufen zu können, weil ich zu schwach dafür war.. Irgendwie hab ich mich dann da aber rausgekämpft und bin dann nach Suttgart gezogen, hatte dann eine gute Phase wo ich aus dem Bett dann rausgekommen bin. Es kam wieder der Traum auf, ein richtiges Leben zu führen.

Der Trip war zwar noch stark da, aber ich hatte weniger Medikamente genommen und so lies sich der Trip auch etwas darauf ein, in eine positive Richtung zu steuern. Ich wollte dann wieder was arbeiten gehen, hatte einen Arbeitsvermittler, wo ich dann anfing, jeden Morgen 3 Stunden in der Stadt Müll aufzusammeln. Ich arbeitete mit vielen Alkoholikern zusammen, es machte aber trotzdem Spaß und ich hab das dann auch 1 Jahr gemacht und hab mich wirklich positiv entwickelt. Ich hab dann angefangen Sport zu machen, um meinen Körper wieder fitter zu machen. Die 3 Jahre im Bett hatten mir natürlich nicht so gut getan.. Ich wohnte also in Stuttgart, hab gearbeitet, Sport gemacht, ein Sozialleben aufgebaut und ab dann ging es eigentlich aufwärts.. Ich hab dann in eine andere Firma gewechselt, wo ich eine gute Stelle habe, zwar auch mit etwas psychischen kranken Menschen arbeite, aber es macht Spaß und ich mache Sport, wohne jetzt alleine in einer Wohnung, hab angefangen zu Schreiben und schaue wirklich wieder nach vorne..

Hab einige Pläne, will eine Vollzeitstelle, eventuell mache ich auch erst eine Reha, da der Trip eben schon noch stark da ist. Ich reflektiere alle paar Sekunden alles was ich mache und denke, die Wahrnehmung ist total gestört, ich bin leicht sozialphobisch, sehe mich und andere Menschen oft immer nur als Urzeitmenschen, weil mein Blick auf die Welt oft weit aus der Zukunft auf das Leben blickt und ich kaum in der aktuellen Zeit denke, sondern oft auch alles von weit weg sehe..

Ich habe oft Halluzinationen, sowohl optisch, als auch gedanklich. Ich träume oft wirklich ohne überhaupt zu schlafen, sobald ich zur Ruhe komme, beginnt so eine traumartige Gedankenveränderung. Es laufen mehrere hundert mal am Tag kurze Sequenzen in meinem Kof ab, also es ist schwer zu erlären, es fühlt sich stark nach einem Trip an, aber eben eher so das Gefühl was man beim runterkommen hat. Das ist auch ein Zeichen dafür, dass der Trip nun nach 10 Jahren stark nachgelassen hat, ich schätze ich bin zu 60 % gelandet. (Im Teil 2 des LZ-Berichts hab ich das nochmal genau erklärt, Link ist hier am Ende des Berichts).

Gerade in den letzten Monaten hat sich alles gut entwickelt.. Auf den ersten Blick würde man mir vermutlich nichts anmerken, aber leicht auffällig bin ich schon noch, aber ich bin wieder ein Teil der Gesellschaft und das war mir wichtig. Daher habe ich auch gerne Müll aufgesammelt, da mir bewusst ist, dass der Sozialstaat mir viel geholfen hat und ich aber auch wieder ein Platz in diesem Gefüge finden muss. Das Ziel habe ich nun weitegehend erreicht.. Ich habe das Zyprexa, was immer als Tripbremse in meinem gehirn gewirkt hat, von 20mg auf 5mg runtergesetzt und bin dadurch wieder klarer im Kopf. Die folgenden Sätze habe ich 2011 hier in dem Bericht geschrieben:
Manchmal frage ich mich,war das der Traum, den wir von dem aufregenden Drogenleben hatten? Ist der Traum geplatzt oder sind wir mittendrin, und der Traum ist nur ganz anders wahr geworden, als wir uns das vorgestellt haben… ich werde nie eine Antwort darauf bekommen, weil es keine gibt….

Die Gesellschaft verlangt aufgrund meiner Geschichte nun von mir, alles was irgendwie mit Drogen zutun hat zu verteufeln, nach dem Motto: „Du siehst ja was passieren kann“. Doch würde ich Drogen verteufeln, würde ich gleichzeitig mein komplettes „Ich“ ablehnen. Ich musste viel Leid erfahren, ja, aber ich habe durch diese ganzen Vorkommnisse und durch dieses tiefe Abtauchen in die psychedelische Gedankenwelt einen Einblick in unglaublich komplexe und sublime Vorgänge des Lebens bekommen.. bei dieser Meinung bleibe ich, auch wenn Ärzte dies als „narzisstisch gefärbte Inhaltliche Denkstörungen“ bezeichnen.

Zitat aus dem Film: „Das weisse Rauschen“: „Für die Ärzte war ich schizophren, für die meisten Anderen einfach nur ein Spinner. Mir war das eigentlich egal wie die Leute mich nennen. Wonach ich suchte das war ein Leben, das ich führen kann. Das weiße Rauschen, dass sind alle Visionen, aller Menschen, aller Zeiten in einem Augenblick, hatte mir Eno erklärt. So was wie Gott oder das ganze Universum auf einmal. Wer das weiße Rauschen sieht hat den Zustand der höchsten Erleuchtung erreicht. Und wisst ihr was er noch gesagt hat? das weiße Rauschen dass sei der ultimative Trip. Wer das weiße Rauschen sieht, der wird sofort wahnsinnig. Außer wenn er schon wahnsinnig ist, dann wird er normal. Der Trick besteht darin, den Pfad der Erleuchtung sozusagen rückwärts zu gehen. Am Anfang dieses Pfades da hört das Chaos im Kopf auf und da beginnt das ganz normale Leben. Da bin ich mir sicher…..“

Dieser Bericht kann auch als Warnung verstanden werden, macht euch bewusst, dass Halluzinogene euer Leben möglicherweise mehr verändern, als ihr es euch vorstellen könnt. Trotzdem kann ich jeden Menschen verstehen, der sich dafür fasziniert, es ist halt eine ganz private Entscheidung, ob man Erfahrungen mit Halluzinogenen wagen will, denn nur man selbst muss danach mit den Veränderungen klarkommen, die sicher da sein werden… Ich kenne aber auch sehr viele Leute, die daraus großen Nutzen gezogen haben.

Ich denke viele werden verstehen, dass der Trip mir viele Dinge gezeigt hat, die andere niemals sehen werden.. Im Positiven wie auch im Negativen.. Von Gott-Gefühlen, bis zu Suizidgedanken. Ich habe 10 Jahre meines Lebens praktisch nichts gemacht, außer versucht klarzukommen. Das ist schon nicht ganz leicht, diese Erkenntnis auch zu verarbeiten. Viele sprechen ja immer davon, dass Set und Setting bei einem Trip sehr wichtig sind. Ich konnte mir die letzten Jahre kein Setting auswählen, sondern musste überall klarkommen, von der Familienfeier bis zum Arbeitsplatz.
Ich habe mich aber mit dem Trip versöhnt, was anderes blieb ja auch nicht übrig. Ich habe verstanden, dass mein Leben nicht einen normalen Weg geht, sondern immer etwas abseits der Gesellschaft, aber das macht mir mittlerweile nichts mehr aus..

Lg Crystalix (crystalix32@gmail.com FB: Crys Talix)

24 Kommentare zu „Landung verpasst, mein Leben auf dem LSD-Trip“

    1. Hey, freut mich dass dich mein Bericht berührt hat!
      Lg und man liest sich sicher noch öfter 🙂
      crystalix

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  1. Hallo, dass der Trip nach Medikamenten nochmal hochkam, habe ich auch schon mal gehört. Einer Freundin von mir ging es ähnlich. Allerdings nach einem Homöopatikum. Eisen oder Blei. Es muss also etwas mit Metallen zu tun haben. Das passt vielleicht zu „Alles kommt aus dem Urknall!“ Kein Arzt kann ihr da wirklich helfen. Ihr hilft es immer, sich die Zustände wie eine Art Treppe vorzustellen, da ein Gefühl auf das nächste aufbaut. Denn es hat ja alles eine Ursache/Ursprung. Ich denke auch nicht, dass es die Droge ist, die da noch wirkt – es wurden in Dir Türen aufgetan, die unter anderen Umständen vielleicht auch passiert wären. Ich habe das Zeug immer verteufelt und tue es noch, da wir damals in unserer Abiklasse eine hatten, die nicht mehr runterkam. Es war für uns alle ein Trauma geblieben und manchmal verfolgt es mich noch, obwohl ich da tunlichst die Finger von gelassen habe. Ich denke aber auch, dass es nicht bei jedem das auslöst, was es bei Dir getan hat. Es ist alles in Dir und alles ist eben ein bisschen „hoch“ gegangen, was aber auch ein Teil von Dir ist. Versuche es Ganzheitlich zu sehen. Vielleicht hilft es Dir ein bisschen.

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  2. Hey, sehr schön geschriebener bericht in den man sich leicht hineinversetzen kann. Klar sind psychedelics nicht harmlos aber denkst du nicht die mischung hats gemacht ? Ich meine xtc, koks, thc und noch weiteren chemie schrott .. dann auf pilzen zur arbeit gegangen usw. Das ist ziemlich hart fuer koerper und seele. Ich selber habe schon erfahrungen mit xtc, pilzen und weed gemacht . Xtc gibt einem ein super feeling aber ich halte nichts von jeglichem chemie scheiss. Pilze haben mit persöhnlich das tor zur perfektion geöffnet. Ich schätze die natur viel mehr als davor, ich verstehe die dinge viel besser und ich bin ein freidenkender mensch ohne einfluss von medien und richtlinien die die gesellschaft uns aufzwingt geworden.
    Mich wuerde es echt mal interessieren wie es geht auf der arbeit auf pilze zu sein ? Ist das nicht verdammt strange ? Wär cool wenn du mir was darueber erz wuerdest.
    Deine story hat mich echt berührt und ich wünsche dir weiterhin viel glueck im leben ! 🙂 grüsse miguel

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    1. Hey Miguel,
      Pilze während der Arbeit war schon sehr krass. Als ich mal auf 2g war kam plötzlich hoher Besuch und ich musste mit 10 nüchternen. älteren Leuten am Tisch sitzen und Kaffee trinken und Kuchen essen. Hab da meine Chefin mehrere male nach der Kaffeesahne gefragt und hatte große Probleme da klarzukommen. Wenn man auf Pilzen ist, hat man ja auch einen ganz anderen Blick und es ist wohl eine der schlechtesten Situationen, wenn man mit allen Kollegen und dazu noch hohem Besuch aus der Verwaltung am Kaffeetisch sitzt.
      Damals hab ich solche Situationen noch gut gemeistert und verkraftet.
      Bei mir war es einfach insgesamt dann irgendwann alles viel zu viel, ich habe von Natur aus einen Hang zu psychotischem Denken und hab während meiner Drogenzeit oft leicht psychotische Erlebnisse gemacht. Aber wie es so ist wenn man jung ist, kümmert es einen einfach nicht so sehr. Ich hatte damals ja ein halbes Jahr lang jedes Wochenende getrippt und irgendwann ist man einfach so dermaßen tief drin in der psychedelischen Gedankenwelt, dass man sein denken nicht mehr mit dem eines vernünftigen Menschen vergleichen kann.
      Es kommt meiner Meinung nach im Drogenleben wirklich auf Zurückhaltung an. Wenn man sich 4-5 mal im Jahr Mdma gibt und paar mal trippt, ab und zu kifft usw, dann kann man das sehr lange mitmachen ohne große negative Folgen.
      Aber selbst nach einmaliger Dosis von Pilzen oder Lsd wirst du dein Leben lang ein verändertes Denken haben, das beschreibst du in deinem Kommentar ja auch. Das ist ja durchaus positiv und war bei mir auch so, der Unterschied bei mir war, dass ich immer weiter und weiter da rein wollte und praktisch aus dem bürgerlichen Leben austreten wollte, mein Ziel war es zurück ins Universum zu kommen, was mir zu einem kleinen Teil auch gelungen ist. Aber klar, als Mensch kann man natürlich nur begrenzt da raus aber das Denken des Menschen ist ja auch kosmisch.. (nicht bei allen)
      Aber so die letzten Jahre (mein letzter Trip ist 9,5 Jahre her) bin ich wieder ganz gut gelandet und komm damit auch gut klar. Ich versuche eben hier im menschlichen Leben so gut es gut meine Pflichten zu erfüllen.
      Man kann durch Pilze sehr viel erfahren und interessante Erfahrungen machen, es kommt aber sehr darauf an, wie oft man es macht. mehr als 4 mal im Jahr würde ich da Niemandem empfehlen. Und das Wichtigste: man muss sehr gut auf seinen Körper und auf das Denken acht geben, wenn man vorsichtig damit umgeht, dann kann man einen kleinen Blick in das Universum werfen..
      Ist aber nicht jedermanns sache und daher will ich niemanden dazu auffordern, zu trippen.. das muss jeder selbst entscheiden, ob er das machen will oder nicht..
      Freut mich, dass der Bericht für dich interessant war..
      Lg

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  3. Hi, echt toller Bericht, hab vor allem am Anfang, als du den Verlauf deiner Drogenkarriere beschrieben hast, viele Parallelen zu meiner frühen Jugend gefunden, vom guten Elternhaus über die plötzliche Trennung und den Zivildienst (FSJ) hab ich sogar auch gemacht. Ausserdem stimmen viele deiner damaligen Denkweisen, wie deine Haltung zum Alkohol, dein großer Spaß am Drogenleben und deine durchgefeierten Wochenenden auf xtc mit meinen überein (bin jetzt 18 Jahre alt), beim durchlesen hatte ich öfters das Gefühl da schreibt mir jemand aus der seele.
    Dein Bericht hat mich sehr zum Nachdenken gebracht und ich muss sagen dass LSD für mich die Droge ist vor dem ich am meisten Respekt habe, klingt zwar vielleicht jetzt blöd aber bei anderen Drogen wie xtc, Amphetamin oder Kokain war ich bei den ersten malen nur etwas vorsichtig, inzwischen ist es für mich fast wie das kiffen, Routine (bis auf das Koka, dafür reichts natürlich sehr selten). Mit Psilocybin hatte ich schon sehr schöne, aber auch eine schlechte Erfahrung, bin mir nicht ganz sicher ob ich der Typ für psycho Drogen bin, durch deine Erfahrung bin ich in meinem Respekt vor LSD nur bestärkt worden, danke dafür !!
    Für die Zukunft wünsche ich dir von ganzem Herzen alles Gute und hoffe, dass du dich von nichts unterkriegen lässt.

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    1. Hey Mexx,
      es freut mich, dass der Bericht für dich interessant war. Das Lsd verändert einen jungen Menschen sehr, dass sage ich aber ganz ohne Wertung, es gibt viele die daraus großen Nutzen ziehen, aber auch viele die damit Probleme bekommen. Und natürlich ganz viele dazwischen..
      Jeder der sich dafür interessiert muss im Endeffekt selbst entscheiden, ob er solch eine Erfahrung machen möchte. Meiner Meinung nach verändern einen solche Erlebnisse viel mehr, als man es bemerkt..
      Es gibt ja viele junge Menschen die sich sehr dafür interessieren und ich kann da immer wieder nur auf den Safer Use hinweisen, also nicht übertreiben, Trips verarbeiten und einfach sehr verantwortungsbewusst damit umgehen, es gibt tatsächlich viele Menschen die das schaffen und so sehr interessante Erfahrungen machen und einen Einblick in die psychedelische Welt bekommen. Man muss aber sehr auf sich achten..
      Das gilt für den Umgang mit allen Drogen.
      Lg Crystalix
      P.s danke für die guten Wünsche 🙂

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  4. Hallo crystalix.
    Ich möchte mich herzlich für diesen Einblick in dein Leben bedanken. Dieser Bericht ist wirklich hochinteressant und fesselnd. Ich selber habe noch nie lsd genommen, aber ich interessiere mich sehr dafür.
    Ich interessiere mich so sehr dafür das ich es auf jedenfall einmal probieren werde.
    Nochmal vielen Dank für deine unglaubliche Geschichte.
    Dir weiterhin alles Gute.
    LG ivan_p86

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    1. hey ivan,
      ok cool, freut mich dass der bericht für dich interessant war! hab in der letzten zeit nicht allzu viel hier geschrieben, weil ich an einer anderen sache gerade dran bin. dazu bald mehr..

      ich rate niemandem grundsätzlich von solchen erfahrungem ab, aber man muss halt damit rechnen, dass das eigene leben dadurch stark verändert wird.. positiv wie negativ.. wenn man gewisse regeln beachtet kann man das risiko minimieren..
      lg crystalix

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  5. Hey Crystalix,

    Mir gefällt, dass du deine lebensverändernden Erfahrungen so offenherzig beschreibst, mit allen Höhen und Tiefen und ohne die Substanzen grundsätzlich zu verteufeln. Ich denke auch, dass dir Drogen etwas gebracht haben, denn vielleicht wärst du ohne sie jetzt auch einer der „Alkohol trinkenden Bauern“ mit Depressionen aufgrund einer gefühlten Leere und Sinnlosigkeit des Seins. Stattdessen hast du wahrscheinlich immer noch mit Ängsten zu kämpfen, die auch leichte Depressionen auslösen.
    Dir ist mein Erklärungsansatz wahrscheinlich schon bewusst, ich glaube, dass das LSD nicht die Ursache deiner schweren Entwicklung war, sondern, im wahrsten Sinne der kleine Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte, latente aber unbewusste Eigenschaften von dir bewusst und sehr akut machte. Sprich: Das LSD hat die schlimmen Dinge nicht erschaffen, sondern bereits Vorhandenes brutal an die Oberfläche gebracht. Schon vor dem LSD hattest du eine Sehnsucht nach mehr, als bloß dem algorithmisierten Alltagserleben. Du warst bereits vor dem LSD psychedelisch unterwegs und alles andere als mit beiden Beinen auf dem Boden, praktisch die Gegenzeichnung des selbsttreuen Pantoffelhelden aus der Mitte des Bürgertums. Dein Eskapismus ging so weit, dass selbst in den denkbar ungeeignetsten Settings Psychedelika konsumiert und Drogen als eine Flucht nach vorne, nach „Draußen“, benutzt wurden. Dass eine völlige und ständige Selbstauflösung aber auch mit noch so viel Konsum nicht gelingt, da wir unser Leben lang an die physische Existenz unseres Körpers gebunden sind, hast du heute verstanden. Das ist gut.
    Geblieben sind jedoch deine Depressionen, die wahrscheinlich von Ängsten herrühren. Das muss aber nicht unbedingt etwas mit den Psychedelika zu tun haben. Ich zum Beispiel hatte nach einer zu hohen Dosis Amphetaminen Herzrhythmusstörungen, die eine latente Herzangst ausgelöst haben (die Angst, dass das eigene Herz plötzlich stehen bleibt).

    Aber auch nach einer zu hohen Dosis Pilze hatte ich wochenlang Probleme mit meinem Selbstbewusstsein. Die über die Jahre meines Lebens gesammelten Gewissheiten des Alltags standen plötzlich in Frage und ich sah Dinge mit völlig anderen Augen. Habe ich in meinem bisherigen Leben alles so gemacht, so dass ich später glücklich zurück schauen kann? Solche Fragen gingen mir auch nach dem Trip durch den Kopf. Das Gefühl, hängengeblieben zu sein, hatte ich bisher nicht. Es gibt immer eindeutige Indizien des Runterkommens und ich freue mich jedes Mal nach einem Trip, in der Realität aufzuwachen. Dann bestaune ich zunächst die hohe Funktionalität meines Gehirns, nach nur wenigen Tagen ist jedoch alles wieder sehr normal. Die Ich-Entgrenzung eines Trips ist ziemlich heftiger Tobak, besonders in unserer heutigen Zeit, wo alles personalisiert wird und jeder möglichst individuell leben möchte. Ein sich von anderen abgrenzendes Selbst wird als die letzte Bastion verstanden, sich vor den unendlichen Winkeln und Nischen unserer modernen, liberalen Gesellschaft zu verschließen. Bei mir waren fast alle psychedelischen Trips aus diesem Grund immer auch sehr angstvoll und schlecht, da ich ein Mensch bin, der immer viel Kontrolle behalten und sein Selbstkonzept nicht verlieren möchte. Weitere Erschwernisse sind das familiare und sogar das gesamtgesellschaftliche Umfeld, wo Psychedelika wie auch alle anderen illegalisierten Drogen wegen Unwissenheit und vieler Vorurteile sowie Horrorgeschichten verteufelt werden. Dieses gesellschaftlich induzierte Gefühl, etwas Gefährliches zu tun, nahm ich immer mit in den Trip, wo diese Angst dann hundertfach verstärkt ausbrach. Ich habe heute erkannt: am Anfang jeden Übels steht meistens die Angst.

    Wahrscheinlich ist es gerade das Potential der Psychedelika, verborgene Ängste und andere Probleme bewusst zu machen, sodass man daran arbeiten und schlussendlich das Ganze überwinden kann. Es ist dann jedoch heftig, wenn gleich eine ganze Psychose hervorbricht. Wie du selbst sagst, bist du wahrscheinlich stark daran gewachsen, auch wenn es schwere Jahre waren. So ein re-opened Mind, welches man von Psychedelika bekommen kann, möchten weder du noch ich, noch alle anderen „Psychonauten“ heute missen. Egal ob die Trips im einzelnen nun besonders gut oder besonders schlecht gewesen sein mögen.

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    1. Hey Naumi,
      Vielen Dank für dein Kommentar. War sehr interessant zu lesen, jeder Mensch versteht andere Sachen an einem Lebenslauf und daher ist es ganz schön, auch mal eine Einschätzung von außen zu bekommen, da man selbst sich nicht so recht einschätzen kann. An deinen Gedanken ist sicher was dran, ja so ein Open Mind habe ich sicher, sogar ziemlich heftig, meine Filter sind seit Jahren so weit geöffnet, dass es mehrmals die Woche zu einer starken Überreitzung kommt, die mich mehrere Stunden lahm legt.. Aber dadurch erlernt man auch ein ganz besonderes Verständnis, was auch mit Psychologie zutun hat, ich kann extrem tief denken, darauf möchte ich auch nicht verzichten.
      Aber wenn man so eine Geschichte hinter sich hat, gab es rückblickend viele Momente, wo jeglicher Spaß und jegliche Lebensfreude und auch der Mut weg waren. Mit Klinikaufenthalten usw, da kommt man schon manchmal ziemlich ins zweifeln, aber heutzutage gehts mir wieder gut. Aber trotzdem denkt man manchmal, man hätte vieles anders machen können, aber das ist ja bekannt, dass man hinterher immer mehr weiß..
      Ängste sind der größte Widerstand, da muss man echt aufpassen, nicht irgendwann gelähmt zu werden. Ich hab es aber ganz gut im Griff, wobei man auch sagen muss, dass es sehr schwer ist, in meinem Zustand noch nach vorne zu schauen.. Aber ich bin dran..
      Liebe Grüße an dich, danke für den Beitrag, man kann mich auch immer persönlich anschreiben…
      Friderich

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  6. Hallo Friedrich,

    meine erste LSD-Erfahrung kommt deinen Erzählungen sehr nahe. Auch meine Lebenslauf ist ziemlich äquivalent (Verlassen des Gymnasiums, erster THC-Konsum, Scheidung der Eltern, „Drogen-Freundschaften“, Technoparties, MDMA, Kokain usw…)
    Nach 10 Jahren des berauschten Daseins und des Niemals-Verlassens der Pubertät aus Angst vor dem Erwachsenwerden, legte sich während dieser LSD-Erfahrung ein Schalter in meinem Kopf um und ich veränderte meinen Lebensstil radikal. Erst dann bemerkte ich, wie „hängengeblieben“ ich eigentlich war (ich zog von zu Hause aus in eine eigene Wohnung, raus aus der Kleinstadt in der ich aufgewachsen bin in eine Großstadt, bekam dort einen Arbeitsplatz). Die ersten Jahre waren schwer (selbst kochen, Wohnung putzen, Wäsche machen, Steuern, Rechnungen, Haushalt, der Alltag eben). Soziale Kontakte, die nichts mit Drogen zu tun hatten? Erstmal unvorstellbar.

    LSD hat mir gezeigt, in welcher realitätsfernen Situation ich mich befand (Party-Leben gesteuert vom Konsum bewusstseinserweiterender und berauschender Substanzen). LSD hat mir dabei geholfen, das zu erkennen, wovor ich am meisten Angst hatte: nämlich das ich ein zielloses, berauschtes Leben führe. Vom ersten Tag an nach dem Erlebnis habe ich für 6 Monate keine einzige unserer Gesellschaft als Droge bekannte Substanz mehr zu mir genommen (kein Tabak, keinen Alkohol, kein THC, kein MDMA, nichts…) und die ersten 6 Monate nach der LSD-Erfahrung hatte ich genau wie du beschrieben hast eine maximal manische Phase (ich dachte ich habe jetzt alles verstanden, war super gut drauf. Ich dachte, ich weiß jetzt wie der Hase läuft. Ich dachte ich habe mich selbst gefunden. Ich dachte ich habe den Sinn des Lebens verstanden). Das kann man auch als „Begreifen“ verstehen Es dauerte einige Monate, bis meine Gedanken und Überlegungen mich von dieser Euphorie auf ein jetzt „normales“ Level des Wohlseins geholt hatten (vor der LSD-Erfahrung war ich nach außen hin immer ruhig und schien geordnet, aber innerlich war ich hektisch, ja fast von Panik erfüllt. Bei den kleinsten Aufgaben oder Herausforderungen konnte ich mich nicht konzentrieren, was sich in einer inneren Angst des Versagens und in der Angst, dass ich meine Mitmenschen enttäuschen würde nur durch unkoordinierte physische Handlungen zeigte). Nach dieser LSD-Erfahrung wusste ich, was ich zu tun hatte: ich musste mich konzentrieren und strukturiert denken und handeln. Ich musste: leben.

    Jetzt konsumiere ich Tabak und Kaffee und ab und zu ein Bier oder einen guten Whiskey 😉

    Meine Meinung: Du bist niemals auf LSD „hängengeblieben“. Wenn du „hängengeblieben“ bist, dann bereits lange davor. Es hat dir geholfen deine Situation zu erkennen und deinen Lebensstil zu ändern – und das freut mich für dich.

    Wer weiß wo Du wärst, hättest Du diese Erfahrung niemals gemacht.

    Viele Grüße

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    1. Hey Daniel,
      Vielen Dank für deinen Kommentar und deine Sicht der Dinge.. Ja ich habe schon oft daran gedacht, wo ich wohl wäre, wenn ich mein Partyleben damals nicht verlassen hätte und die letzten 10 Jahr so weitergemacht hätte.. Sehe es an Leuten die damals in meinem Alter nicht aufgehört haben, die sind teilweise jetzt noch schlechter dran als ich.
      Ich hab ja dann nach dem Vorfall mit allem aufgehört, auch mit Zigaretten und Alkohol. Das kommt mir jetzt eben zugute, denn ich bin wieder erstaunlich normal geworden, gerade so das letzte Jahr bin ich weit runtergekommen und kann wieder fast normal leben.. Hätte ich damals das Partyleben nicht hinter mir gelassen, wäre ich heute wohl nicht gut dran.. Ich habe vom Leben die Chance zur Veränderung bekommen, diese Chance habe ich genutzt und wirklich das Beste draus gemacht..
      Ich denke auch oft, dass es ganz gut war, dass es bei mir damals alles so gekommen ist, denn so konnte ich einen Neustart machen, was für mich dringend nötig war, um meinen Lebensstil gründlich zu überdenken..
      Mittlerweile bin ich mit meinem Schicksal versöhnt, auch wenn es nicht immer einfach war..
      Lg F.

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  7. Der Beitrag hat meine Sicht auf LSD wieder verändert. Ich überlege nun ob das Konsequenzen von unverantwortungsvollem Konsum sind oder dieses Risiko einer Psychose immer besteht oder vllt soger genetisch bedingt ist. Leider wurden keine genauen Details angegeben: wenn er sich 1000ug LSD reingeballert hat sind solche Folgen schon sehr wahrscheinlich. Sollte diese Psychose aber bei 100ug-200ug aufgetreten sein würde mich das sehr wundern.. Leider kann ich das jetzt nicht für mich beurteilen da keine genaueren Infos angegeben sind. Schade.

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    1. Hey, ich bin „er“, der trip hatte bestimmt nicht mehr als 120-150 m.gramm, was ja schon relativ stark ist, aber ich hab auch nur einen dreiviertel davon genommen..
      falls dir das hilft.. lg f.

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  8. Hey crystalix
    Bin hier zufällig drauf gestossen und habe nun jedes wort dieser seite aufgesogen. Ich kann dir nicht genau sagen warum aber das bewegt mich ganz schön.
    Ich bewundere deine Art mit dem Thema und deiner Situation umzugehen.
    Wie geht es dir momentan?

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    1. hey olli, das freut mich, dass du das geschriebene interessant findest.. mir gehts wieder sehr viel besser, bin so die letzten 12 monate sehr weit wieder runtergekommen, zumindest vom körperlichen her, aber auch vom denken.. paar probleme gibts aber immer noch und ganz nüchtern werde ich wohl nie wieder werden.. aber ich komme zurecht, gehe arbeiten und alles.. kann auch jetzt die weihnachtstage mit der familie gut genießen.. lg Crystalix

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  9. Hey,
    Ich finde deinen Bericht echt sehr interessant.
    Mein erstesmal ist jetzt ca. 2,5 Monate her und ich muss sagen das Lsd mein Denken auch sehr verändert hat. Ich habe wärend dem Trip sehr viel Thc konsumiert und habe somit das Gefühl das jetzt auch das Stoned sein anders ist.
    Ich versuche mal zu erklären wie Lsd mein Denken verändert hat. Es kommt mir so vor, als könnte ich mit mir selbst diskutieren als hätte ich einfach ein zweites „Ich“ im Kopf sitzen, aber das stört mich nicht weiter. Ich habe auch das Gefühl (sowie es machne auch beschreiben haben) als könnte ich Menschen besser verstehen, es reicht schon ein Augenkontakt oder eine Unterhaltung. Ich kann mich ebenso gut in andere Person hineinversetzen.
    Ich persönlich habe sehr großen Respekt davor.
    Aber seitdem ist es auch nur bei dem einenmal geblieben, und dafür bin ich auf mich eigentlich ziehmlich Stolz da meine Freunde eigentlich nurnoch sowas im Kopf haben.
    Meine Frage an dich ist nun, bereust dus es jemals gemacht zu haben? Würdest du es dir wünschen die Zeit zurück zudrehen?
    Über ein kleinen Feedback würde ich mich freuen.

    Und noch was ich bin beeindruckt wie du es noch geschafft hast dein Leben auf dir Reihe zu bekommen. Ich sehe es nicht als hängengeblieben sondern eher als eine zweite Chance.

    Viel Glück weiterhin 🙂

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