Auf LSD hängen bleiben

Kann man auf einem LSD-Trip dauerhaft hängenbleiben? Ein Betroffener klärt auf. 

Das Thema Hängenbleiben bzw. umgangssprachlich “Kleben bleiben” ist von Mythen, Faszination und Übertreibung, sowie der Frage, ob so etwas überhaupt möglich ist, geprägt.  Jeder Drogen Konsument kann einem da viele Geschichten aus seinem Party-Bekanntenkreis erzählen und fast jeder kennt auch den einen oder anderen Betroffenen. Eine klare Definition für das Hängenbleiben existiert meines Wissen nach nicht, so bleibt vieles im Unklaren, den Meisten ist das Thema vor allem durch Anekdoten ihrer Party Freunde bekannt.

Ich kann auch keine eindeutige Definition für diesen Begriff liefern. Als selbst Betroffener versuche ich aber hier das Thema aus meiner Sicht möglichst verständlich zu beschreiben.

Kurz zu mir, ich war schon in jungen Jahren sehr intensiv und exzessiv feiern und habe dabei fast alle der gängigen Partydrogen konsumiert.  Mit gerade mal 19 Jahren habe ich mit meiner Clique ein halbes Jahr jedes Wochenende psychedelische Pilze konsumiert und war auf unzähligen Goa Partys.  Auch Mdma und Speed und natürlich LSD-Trips gehörten damals zu einem “normalen” Wochenende mit dazu. Durch meinen Blog und meine Buchveröffentlichung habe ich zu vielen Hängengebliebenen Kontakt gefunden und konnte mir deren Geschichten anhören.  Dabei fällt auf, dass die Vorgeschichte in den meisten Fällen sehr ähnlich verläuft.  Der Kern des Problems ist der oft frühe Einstieg in eine politoxe Drogenkarriere.

In der frühen Jugend beginnt das Kiffen, noch vor der Volljährigkeit kommen Mdma, Speed und andere Drogenerfahrungen hinzu. Wenn man einmal in der Goa Szene angekommen ist, gibt es dort mindestens ein dutzend Substanzen, die nur darauf warten, von einem risikobereiten Konsumenten entdeckt und ausprobiert zu werden. In dieser Phase des Drogen Missbrauchs gibt es sehr wenig, was dagegen sprechen würden, all diese Substanzen selbst auszuprobieren. Schliesslich ist man jung, körperlich und geistig zumindest in der Selbstansicht (noch) unverwundbar,

Die Bad Trips und späteren Warnschüsse der Psyche als Reaktion auf die seelischen Achterbahnfahrten scheinen noch in weiter Ferne, man denkt selbst noch nicht mal an diese Dinge. Hier beginnt schon der rasante Entfremdungsprozess aus der als spießig empfundenen “Normalität” der Menschen um einen herum, z.B der Eltern, der Lehrer oder einfach aller Menschen, die keine Drogen konsumieren.  Man findet nicht nur in den Freunden und Bekanntschaften der Goa Szene eine neue gefühlte Heimat, sondern empfindet die überaus beeindruckenden emotionalen Erlebnisse im Rausch des MDMA´s und anderer Drogen als den eigentlich viel besseren Normalzustand. Ein Freund von mir schrie einmal, direkt nachdem wir auf der Party ankamen und die erste Pille in ihm eine glückselige Wirkung entfaltete, laut heraus: “Endlich wieder normale Leute!”

Das geht dann im weiteren Verlauf der Drogenkarriere so weit, dass man die Eltern und alle anderen nüchternen Leute einfach nur bedauert, nicht in dieser neuen, hoch emotionalen Welt leben zu dürfen.  Was mir ganz wichtig ist zu sagen, in dieser Phase ist das Konsumieren und tagelange Feiern auf verschiedenen Substanzen auch von unglaublich tollen Gefühlen und nie dagewesenen Glückszuständen begleitet und damit eine ohne Frage zwar intensive, aber doch in weiten Teilen schöne Zeit, an die man sich sein ganzes Leben mit Wehmut zurückerinnern wird. 

Was in dieser Phase leider fehlt, ist das Verständnis dafür, auf welch wackeligen Beinen dieses Konstrukt steht.  Wenn man in der frühen Jugend zu Kiffen beginnt und kurze Zeit später regelmäßig von Freitag bis Montag sehr verstrahlt auf Goa Partys feiert, hat die eigene Persönlichkeit kaum eine realistische Chance auf einem gesund gewachsenen und stabilen Fundament zu stehen.  Man hat oft weder die Beziehungen zu seiner Familie und den Mitmenschen gut aufbauen können, noch den Schulabschluss und die Berufswahl auf einen geordneten und stabilen Weg bringen können. Dazu kommen noch viele durch den Konsum entstandenen Schwierigkeiten und damit verbundenen Persönlichkeitsveränderungen, z.B. eine zwanghafte Beschäftigung mit abstrusen Theorien oder zunehmende Aggressionen. All die in der Jugend und dem frühen Erwachsenenalter dringend nötigen Entwicklungen hat man sich durch den Drogenkonsum im Ansatz abgewürgt.  Stattdessen setzt man seine Psyche mit unglaublichen Schüben an Serotonin, dauerhaften elementaren Denkveränderungen durch Pilz- und LSD Trips und regelmäßigem Mischkonsum vieler verschiedener Substanzen aus.  Die Mischung dieser Faktoren führt zu einer großen Instabilität der eigenen Psyche und kann in den meisten Fällen nicht länger als einige Jahre gebändigt werden.

Ähnliche Vorgeschichten habe ich bei fast allen jungen Konsumenten erkennen können, die später auf einem Trip hängengeblieben sind.  Ich habe selbst exakt so eine Drogenkarriere durchlebt und kann aus eigener Erfahrung berichten, wie man nach einigen solcher Jahre psychisch denkt und wie verändert die eigene Persönlichkeit aus so einer Lebensphase hervorgeht.  Ich habe während des Höhepunkts meiner Konsumphase eine Ausbildung gemacht, wobei ich die Anforderungen immer schlechter erfüllen konnte. Nachdem mein Schulleiter mich mehrfach ermahnt hatte, war ich ganz kurz davor, ihm einfach zu sagen, dass er doch nicht alles so ernst nehmen solle, da das Leben doch eh einfach nur ein unkontrollierbarer, chemischer Prozess sei. Ich musste ständig über das Funktionieren des Universums nachdenken und konnte mit den aus meiner Sicht völlig belanglosen Alltagssorgen der “normalen” Leute gar nichts mehr anfangen.  Ich hätte die normalen Leute am liebsten wachgerüttelt und ihnen gesagt, dass Sie überhaupt nichts kapieren davon, wie das Leben hinter den Kulissen funktioniert.

Die Psyche verändert sich durch Pilze, LSD und Co viel mehr, als die Meisten das glauben mögen. Schon ein einzelner Trip verändert das Denken eines Menschen auf Lebenszeit. Man könnte sagen, in den paar Jahren Goa Szene braut sich im Gehirn etwas sehr Mächtiges zusammen, was irgendwann kaum mehr zu kontrollieren ist.  Man reisst sich als junger Mensch durch den Drogenkonsum die eh schon instabile und nicht voll entwickelte Denkbasis immer weiter zusammen. Das ist also zumeist die Ausgangslage und die Vorgeschichte, über die man sich im Zusammenhang mit dem Hängenbleiben bewusst sein muss.

Das Hängenbleiben kann dann auf unterschiedliche Weise ablaufen, der Begriff ist nicht genau definiert. Im Endeffekt gibt es unterschiedliche Wege hin zu einem Zusammenbruch der Psyche durch die Vorprägung des Konsumenten und dann einem entscheidenden, die Katastrophe auslösenden Ereignis.

Ein Freund von mir hat sich im Übermut und als er bereits auf einem Trip war ganze 7 Hofmänner (LSD-Trips) unter die Zunge gelegt. Er wollte einfach einmal so richtig auf LSD sein.  Wenige Stunden später wurde er in dem Club von dem Krankenwagen abgeholt und verbachte viele Wochen in der Psychiatrie.  Heute lebt er in einer antroposophischen Einrichtung und wirkt nach wie vor sehr durch den Wind, er ist nie mehr wirklich von dem LSD-Trip runtergekommen.  Bei anderen entwickelt sich über einige Wochen eine Phase, in der Sie immer paranoider werden und plötzlich sehr komische Dinge erzählen.  Oft fühlen die Betroffenen sich beobachtet und kontrolliert, im Verlauf kann das dann immer heftigere Ausmaße annehmen.  Auch dieser Weg endet meist in der Psychiatrie und damit der Einstellung auf ein Neuroleptikum, was fast immer lange Folgen nach sich zieht. Eine hochgradig schwierige Phase, in der nicht nur die Welt an sich, sondern auch die eigene Existenz grundsätzlich in Frage gestellt wird.

Bei einigen wird an dieser Stelle die Diagnose drogeninduzierte Psychose gestellt, weil das Muster der Symptome exakt auf diese Krankheit einzuordnen ist.  Als ich meinen letzten Trip genommen habe, bin ich zunächst scheinbar noch einigermaßen runtergekommen, direkt am nächsten Tag habe ich dann aber eine immer stärker werdende Euphorie verspürt, die sich innerhalb kürzester Zeit zu einer Manie mit psychotischen Zügen entwickelt hat.

Das Muster wie Menschen auf Halluzinogenen hängenbleiben ist sehr vielfältig und passt oft gar nicht auf die Lehrbücher und Diagnoseschlüssel der Schulmedizin.  In meinem Klinikbericht wurde damals vermerkt:

“Die Interaktion zum jungen, stets freundlich, jedoch eher passiv und meist wenig emotional berührt erscheinenden Patenten war insbesondere geprägt durch das Auftreten unerwarteter und bizarrer Geschehnisse im Behandlungsverlauf, die bis zuletzt auch für uns nicht klar einzuordnen waren.”

Ein anderes Beispiel war ein guter Freund von mir, der sich auf einer Goa Party in der Schweiz bei einem Dealer einen Tropfen LSD gekauft hat. Als der Tropfen nicht so recht eingefahren ist, hat er den Dealer gefragt, ob er noch mal einen Tropfen bekommen könnte. Der Dealer fühlte sich damit in seiner Ehre verletzt und hat ihm so viel LSD drauf geschüttet, dass es schon von der Hand runtergelaufen ist. Zwei Stunden später war er so stark drauf, dass er nicht mehr sprechen konnte und nur noch mit einem seltsamen Gesichtsausdruck dagesessen ist. Die Nachwirkungen dieser Nacht haben ihn über Jahre begleitet, er ist auf diesem Trip hängengeblieben in Form von starken Denkveränderungen, Gedanken hören. optische Halluzinationen und vieles mehr.  Erst nach einem schweren Jahr haben sich die Symptome wieder etwas gebessert.

Das Hängebleiben beschreibt meiner Ansicht nach immer den Scheitelpunkt zwischen einer oft vorher stattfindenden politoxen Drogenkarriere und dem Punkt, an dem das Denken und jegliche Stabilität des Konsumenten in sich zusammenbricht. Ein LSD-Trip dauert ca. 8-10 Stunden und stellt in dieser Zeit so ziemliche alle Denkvorgänge auf den Kopf, das Gehirn funktioniert in dieser Zeit nach völlig anderen Gesetzen. Ein Mensch mit einem stabilen Fundament wird es einfacher haben, nach diesen Stunden wieder in seine gewohnte, stabile Nüchternheit zurückzufinden. Im Gegensatz dazu halten diese Denkveränderungen  bei Menschen mit einer eher labilen Verfassung in vielen Fällen oft dauerhaft an, die Verläufe sind aber doch recht unterschiedlich. Auch der Grad der auftretenden Veränderungen der Psyche sind überhaupt nicht miteinander vergleichbar. Im Grunde bleibt jeder LSD Konsument auf seinem Trip hängen. Das ist auch gewünscht, viele erhoffen sich eine Bewusstseinserweiterung die dauerhaft den Fokus der Prioritäten im Leben neu justiert.  Oft klappt das auch in gewünschter Weise, es gibt sehr viele Menschen, die positiv von LSD oder Pilztrips beeinflusst wurden und die diese Erfahrung nicht missen möchten.  Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle, eine politoxe Vorgeschichte wie ich sie oben im Text beschrieben habe, ist sicher die schlechteste Vorbereitung auf weitere Trips. Die in vielen Erzählungen angenommene Vorstellung, man würde bei dem Hängenbleiben einmal einen Trip nehmen und wäre dann für immer auf diesem Trip, ist so vereinfacht dargestellt vermutlich nicht das, was in der Realität oft passiert. 

Dass Hängengebliebene aber oft jahrelang oder auch ihr komplettes Leben unter dem Einfluss des Trips leben und zurecht kommen müssen, ist wahr und gehört zum Alltag vieler betroffener Menschen.  Seiner eigenen Familie erklären zu müssen, dass man auf einem LSD-Trip hängengeblieben ist und man für lange Zeit ein stark veränderter Mensch sein wird, gehört zu den schwierigsten Momenten in dieser Phase. Ich habe von vielen Betroffenen erfahren, dass alleine das Wort “Hängenbleiben” oder  “Hängengeblieben” ein enorm starker Trigger sein kann und das Aussprechen dieser Worte allein schon nicht selten zu Angst und Panik führt. Der Ausdruck “Kleben bleiben” wird von vielen, auch von mir als selbst Betroffener  als respektlos empfunden.  Von ärztlicher Seite gibt es oft keine passende Diagnose, meist ist ein größeres Sammelsurium aus Symptomen die in alle Richtungen gedeutet werden können.  Das macht es für die Hängengebliebenen nicht leicht, leider folgt auf das Hängenbleiben meist eine jahrelange Phase der Unklarheit mit regelmäßigen Besuchen in der Psychiatrie und einer Einstellung auf ein Neuroleptikum, was die Sache auf lange Sicht auch nicht wirklich leichter macht.

Ich selbst habe über 10 Jahre lang versucht, ein Medikament zu finden, welches mich aus diesem Zustand wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbringt und endlich eine Landung einleiten könnte.

Eine einfache und allgemein wirksame Behandlungsmethode ist nicht bekannt, meist ist der Verlauf ein langer Weg des langsamen Runterkommens mit guten und schlechten Phasen, teilweise unterstützt durch eine medikamentöse Behandlung und einer möglichst großen Stressreduktion für einige Jahre. In jedem Fall ist Hängenbleiben eine extrem fordernde Anstrengung und Prüfung der eigenen Persönlichkeit. Die Rate der Menschen die infolge so eines Falls an einer schweren Depression erkranken, ist aus meiner Beobachtung sehr hoch.  Das Alltagsleben mit einem nicht mehr normal funktionierenden Gehirn bei gleichzeitig vollem Bewusstsein über die Situation, ist schwer zu ertragen, dazu kommt die völlig ungewisse Zukunftsperspektive und das Absinken im sozialen Gefüge des Alltags (Verlust der Arbeitsstelle, Sozialhilfefall, Beziehungsschwierigkeiten, soziale Phobie usw.)

Jeder Betroffene muss seinen eigenen Weg finden mit dieser Situation umzugehen und versuchen, sein Leben wieder auf eine stabile Basis zu bringen. Dieser Prozess kann unter Umständen viele Jahre dauern bzw.  nicht selten auch zu einer Lebensaufgabe werden.  Mir selbst hat es sehr geholfen, eine Verhaltenstherapie (Psychotherapie) zu absolvieren. Während der 14 Monate in Unterstützung meiner Psychologin konnte ich meine bisher größten Fortschritte hin zu einem „normalen“ Leben erreichen.

Vielen Dank für´s Lesen!

Crystalix  (Facebook: Crys Talix)

mein Buch: LSD-Trip in die Ewigkeit – Gedanken eines Hängengebliebenen

Traumwelten

Früher, als ich noch täglich gekifft habe, hab ich nachts überhaupt nicht geträumt, jahrelang. Ich hatte mich damals gar nicht für das Thema Träume interessiert, heutzutage ist das anders, ich finde es unglaublich interessant, zu träumen. Als ich gerade auf dem Trip hängengeblieben war, hab ich plötzlich so wahnsinnig geträumt, dass es schon beängstigend war.
Ich hab nachts in einer komplett anderen Welt gelebt, hatte da Zugang zu einer anderen DImension, einer Welt in der andere Regeln herrschten.
Ich hab richtig stark halluziniert und nachts praktisch genauso viel erlebt, wie tagsüber, wenn nicht sogar mehr. Ich habe mich nachts mit vielen Menschen unterhalten, hatte wie ein eigenes Leben erschaffen, jedoch war in dieser Welt alles anders, fernab von jeglicher Realität.
Da ich damals in der normalen Welt viele Probleme hatte, hat sich mein Geist auch etwas in diese Welt geflüchtet.
Das hat sich dann so entwickelt, dass ich auch heute noch einen Zugang zu diesen Welten habe, und mich auch gerne dort aufhalte.
Das läuft so ab, dass ich mich abends, wenn ich ins Bett gehe, langsam da reindenke,obwohl ich noch richtig wach bin. ich schweife vom Gedanken über das, was ich so im Alltag erlebt habe, ab und das Bewusstsein schwindet.
dann langsam komme ich über die Schwelle des wachseins ab und mein Geist betritt diese andere Welt.. dann wache ich nachts jeden Nacht etwa 10 mal auf und werde dann in die normale Welt katapultiert und denke kurz über das was ich im Traum erlebt habe ab und betrete dann wieder die Traumwelt.
So läuft das jeden Tag und ich bin richtig begeistert, dass ich diesen Zugang bekommen habe. Durch diese viele Jahre auf dem Trip hat sich da etwas entwickelt, etwas verändert und ich bin da ein Stück reingekommen..
Bestimmt haben viele Leute da ähnliche Zugänge, aber bei mir ist schon sehr stark, ich habe teilweise mehr nachts im Traum gelebt, als im normalen Leben. Es war sogar so, dass ich damals schon Angst hatte, mich aus dem normalen Leben komplett zu entfernen und in einen tiefen Traum zu verfallen und gar nicht mehr richtig aufzuwachen. Das war aber nur in der Anfangszeit so, heute hab ich da ein gutes Mittelmaß gefunden..
Die Welt des Lsd´s hat gewisse Ähnlichkeiten mit der Dimension der Träume, ich finde es aber extrem interessant, diese Parallelwelten kennenzulernen und mich da etwas reinzuversetzen..

Die ultimative Droge

Wenn alle Menschen von Natur aus immer, also Tag und Nacht betrunken, bekifft oder sonst irgendwie berauscht wären und es würde eine Droge geben, die nüchtern machen würde, wäre das wohl die ultimative Droge überhaupt.
Viele Menschen wollen ja durch Drogen flüchten, bloß nicht nüchtern sein, immer etwas anderes haben was die Sicht auf den Alltag verändert. So war es bei mir auch viele Jahre, aber eigentlich ist doch das nüchtern sein der ultimative Kick. Man ist konzentriert, hat einen sehr klaren Kopf, kann gut mit Stress umgehen und man braucht nichts unternehmen um sogar dauerhaft in diesem Zustand zu bleiben. Der nüchterne Turn ist kostenlos, dazu noch sehr sehr gesund und es gibt keinerlei Beschaffungsprobleme und man braucht keinerlei kriminelle Energie um nüchtern zu sein..
Das wollte ich nur mal so zum Nachdenken hier schreiben, an alle die den Eindruck haben, sie müssten ständig vor dem Nüchtern sein flüchten.. Es ist der ultimative Kick..
Lg Crystalix

 

Das Leben (der Anderen) geht weiter..

Jeder, der eine schlimme depressive Phase durchlebt, wird dadurch viel an Lebenserfahrung mitnehmen können. Darüber möchte ich heute schreiben. Als ich gerade hängen geblieben bin, bzw als der Trip gerade mit voller Kraft zurückkam, ging es mir sehr sehr schlecht, und zwar innerhalb von wenigen Sekunden brach die Depression über mich herein. Ich war Mittags in meinem Zimmer, fühlte mich noch ganz gut, als mir plötzlich schwindelig wurde und wenige Sekunden später war ich hoffnungslos depressiv und hätte mich am liebsten auf der Stelle umgebracht.
Ich war verzweifelt, hab angefangen zu weinen und bin sofort zur medizinischen Station (war gerade in der Klinik) und hab dort unter Tränen und mit Panik geäußert, dass es mir furchtbar schlecht geht. Irgendwie hat mich die Reaktion der Krankenschwester irritiert, denn diese sagte nur, „Ok Herr M., ich hole eine Ärztin, bitte nehmen sie kurz Platz“ und sie lächelte mich an. Als ich der Ärztin dann erklärte, dass es mir extrem schlecht geht und es auch niemals wieder besser werden wird, war ich wieder verwundert, denn die Ärztin lächelte mich auch an und meinte „Herr M. ich bin mir sicher es geht Ihnen bald wieder besser, sie erleben gerade nur eine etwas schwere Phase“.
Als ich wenige Minuten später durch die Klinik lief, waren überall heitere Menschen, alle hatten Spaß und lachten, erfreuten sich des Lebens…
Wie kann das nur sein, dachte ich? Meine Welt ist gerade zusammengebrochen und überall um mich herum sind alle gut drauf und lächeln mich an, haben Spaß und alles ist wie bisher?
Merkt denn niemand wie schlecht es mir geht?
Aus heutiger Sicht muss ich sagen, dass man erstmal lernen muss, dass das Leben für alle anderen Menschen der Welt auch dann weitergeht, wenn das Eigene zu enden scheint.
Das merkt man durch eine Depression sehr bewusst, in diesem Moment denkt man wirklich, dass doch alle merken sollten, was gerade in einem vorgeht und was für ein schlimmes Gefühl man gerade hat. Ich hatte danach für viele Jahre ein sehr schwieriges Leben und habe es heute noch, aber im Endeffekt hat sich alles ziemlich stabilisiert. Diese Erkenntnis, dass das Leben aller anderen Menschen weitergeht, auch wenn das eigene zu enden droht, habe ich nie vergessen..
Allgemein kann es wohl sehr interessant und lehrreich sein, mal auf diese Weise komplett aus dem Kreislauf des Lebens auszubrechen, diese Erfahrung ist sehr bewusstseinserweiternd und auch eine Bereicherung, auch wenn sich das komisch anhört.
Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass man durch solch eine Erfahrung sehr, sehr viel Lebenserfahrung und soziale Intelligenz erreichen kann.
Daher hat sogar wohl auch eine Depression etwas Interessantes. In dem Moment, in dem man solch eine Lehrerfahrung macht, sieht man das allerdings keineswegs als Bereicherung, sondern als Höllenqual.. erst mit der Zeit kann man da etwas umdenken..
Lg Crystalix